Die Profile der 70. Kurzfilmtage
70. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 1. – 6. Mai 2024
Die Profile der 70. Kurzfilmtage: Vier außergewöhnliche Filmpersönlichkeiten
Mox Mäkelä, Davorin Marc, Abraham Ravett, John Torres
Die Profile der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind Werkschauen von Künstler*innen und Filmemacher*innen, die konsequent im Kurzfilmformat arbeiten. 2024 präsentiert das Festival vier herausragende und höchst unterschiedliche Filmemacher*innen: Die finnische Konzeptkünstlerin Mox Mäkelä setzt sich in ihren oft ökokritischen Arbeiten mit der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt auseinander, häufig mit einem Hauch von Satire und Komik. Eine Wiederentdeckung sind die jahrzehntelang nicht gezeigten Super-8-Arbeiten des Slowenen Davorin Marc. Das Thema des amerikanischen Filmemachers Abraham Ravett ist die Erinnerung an den Holocaust, seine Arbeiten sind gleichzeitig Erkundungen des Wesens der Zeit und des persönlichen und kulturellen Gedächtnisses. Der philippinische Filmemacher, Autor und Musiker John Torres gilt als der Poet des philippinischen Kinos, sein Werk umfasst Lang- ebenso wie Kurzfilme; 13 dieser kurzen Arbeiten präsentieren die Kurzfilmtage in zwei Programmen.
Mox Mäkelä, Finnland
Die kulturellen Referenzen in den Werken der finnischen Konzeptkünstlerin Mox Mäkelä, geboren 1958, reichen von Märchen, Literatur und religiösen Figuren bis zum Phänomen der heutigen sozialen Medien. Ihre Arbeiten wurden in Galerien und Museen, auf Film- und Kunstfestivals gezeigt. In ihren Filmen und Installationen erforscht sie die distanzierte Beziehung des Menschen zur Biosphäre und den Ökosystemen, deren Teil er ist. Mox Mäkeläs animierte Collagen aus architektonischen Räumen und zerstörter Umwelt zeigen den stetig zunehmenden Konsum und Unternehmenskapitalismus, oft mit einem Hauch von Satire und Komik. Ihre Produktionen, in denen sie oft selbst auftritt, lassen sich ebenso sehr als eigenständige Kunstwerke betrachten wie als Teile einer Serie, als allumfassendes Ganzes. In zwei Programmen mit den Titeln SWEET und SALT & SOUR zeigen die Kurzfilmtage einen Überblick über ihr Kurzfilmschaffen.
Die Filme
SWEET
Manors and Maneuvers, 2011
Economic Rices, 2011
Violet’s Summer, 2020
Kissmud, 2016
Dear Internet Discussion Forum, 2013
Villahousut (Wool Trousers), 2021
Food 00 – Head Data, 2012
Hospitality Fin€, 2016
Hagioscope, 2020
tanssi / talkoot (dance / talks), 2022
APO – The Trip Now, 2012
SALT & SOUR
Slaughters Love, 2021
Levitaatio Betonialustalla (Levitation on a Concrete Surface), 2015
Status, 2013
Bomb Sapiens, 2019
Dog Fathers and Godsons, 2010
Godmother and Dog Sons, 2010
Posle Dozhdichka v Chetverg (after rain on Thursday, proverb), 2022
Kahvia (Coffee), 2020
Night Ship Doc, 2015
Davorin Marc, Jugoslawien/Slowenien
Dieses Profil ist der Wiederentdeckung eines bislang nicht angemessen gewürdigten jungen Künstlers gewidmet. Davorin Marc, geboren 1964, drehte schon als Teenager Kurzfilme, die viel Aufmerksamkeit erregten. Im Alter von 23 zog er sich vom Filmemachen zurück, um erst 2013 wieder zur Kamera zu greifen. Im Zentrum des Programms steht eine Rarität: Die Super-8-Projektion von acht frühen Filmen von Davorin Marc, die in den letzten 35 Jahren praktisch ungesehen blieben. Marc drehte seinen ersten Kurzfilm im Alter von zwölf Jahren im Rahmen eines Filmclubs an seiner Primarschule. In den 1970ern hatten seine Arbeiten auf vielen jugoslawischen Festivals Erfolg, doch erst 2013 wurden sie wiederentdeckt. Kurz darauf griff Marc wieder zur Kamera, und damit begann seine zweite Laufbahn, in der er einen neuen und unverwechselbaren Stil abstrakten Arbeitens entwickelt. Auch seine neuen Filme werden auf Festivals gezeigt, unter anderem bei den Kurzfilmtagen. Eigens für Oberhausen hat Marc acht seiner neueren Videos für eine Loop-Installation zusammengeschnitten, als digitales Postskriptum zu diesem analogen Profil und Einblick in ein Projekt, das aktuell im Entstehen begriffen ist.
Die Super-8-Filme
Smrt v družini (Death in the Family), 1979
Procesija (Procession), 1979
Paura in città (1181 dni pozneje ali vonj po podganah) (Fear in the City (1181 Days Later or Smell of Rats)), 1984
Ej, Klanje (Slaughter Ahoy), 1981
Ugrizni me. Že Enkrat. (Bite Me. Once Already.), 1980
Nemoj, nemoj plakati (Don’t, don’t cry), 1981
Ja, ne vem (Yes, I Do Not Know), 1980
Vsi gremo, gremo (We All Go, Let’s Go), 1980
Der Loop
… Here a Little
Indigo, 2013
Hej (Hey), 2016–20
Dobrodošlica. (Welcome.), 2017
miauuu., 2016
Poglej me, no #3 (Hey, Over Here! #3), 2015
999/999/1, 2015
Piknik (25 second per frame), 2013–14
Nebo nad Hévízom (The Sky over Hévíz), 2018–20
Abraham Ravett, USA
Abraham Ravett, 1947 in Polen geboren und in Israel und den Vereinigten Staaten aufgewachsen, dreht seit einigen Jahrzehnten Filme über seine Familie, in denen er sich mit den Nachwirkungen des Holocaust auseinandersetzt, einem historischen Trauma, das beide Elternteile erlebten. Seine Arbeiten wurden im New Yorker Museum of Modern Art und auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt. Ravett unterrichtet am Hampshire College in Amherst, Massachusetts in den USA. Die Meditation über Verlust, Trauma und Trauer zieht sich durch sein Werk. Meist nutzt Ravett ein historisches Foto als Einstieg in seine filmische Erinnerungsarbeit: Visuelle Erinnerungen an verlorene Familienangehörige sind der Auslöser für eine Untersuchung über das Wesen der Zeit und ihre Auswirkungen auf die Erinnerung, über das persönliche und kulturelle Gedächtnis sowie die Materialität von Erinnerungsobjekten. In drei Programmen zeigen die Kurzfilmtage einen Überblick über sein Kurzfilmwerk.
Die Filme
Lódz:22592, 2019
Notes For a Polish Jew, 2012
Half Sister, 1985
Lunch with Fela, 2005
The March, 1999
One Flower, 2023
John Torres, Philippinen
John Torres, Jahrgang 1975, gilt als der Poet des philippinischen Kinos. Torres ist ein unabhängiger Filmemacher, Musiker und Autor und hat mehr als ein Dutzend Kurzfilme und fünf Langfilme gedreht, darunter seinen mehrfach preisgekrönten Debüt-Langfilm Todo Todo Teros (2006). Er unterrichtet am UP Film Institute und an der Ateneo de Manila University, leitet Filmworkshops und ist Mitorganisator des Kunstraums Los Otros in Manila. Liebe, Beziehungen und Erinnerung stehen im Zentrum seines Werks, er arbeitet mit diversen Materialien wie Schnappschüssen oder Handyfilmen und stark mit dem gesprochenen Wort, mit Poesie und Fragmenten. Die Kurzfilmtage zeigen in dieser Werkschau in zwei Programmen 13 seiner kurzen Arbeiten.
Die Filme
Trees Wearing Our Clothes When We’re Not Looking, 2017
Tawidgutom, 2004
Salat, 2004
Very Specific Things At Night, 2009
Hai, They Recycle Heartbreaks In Tokyo So Nothing’s Wasted, 2009
We Don’t Care For Democracy, This Is What We Want: Love And Hope And Its Many Faces, 2010
Silent Film, 2011
Muse, 2011
After Nonoy Estarte, A Certain Orpheus, And Those Flowers In Dahilayan That Accompanied This Other Sense They Told Me About, 2016
Study On Lukas In Lukas The Strange, 2013
Mapang-Akit, 2012
Ruption 1 2 3, 2020
We Still Have to Close Our Eyes, 2019
Akkreditierungsschluss: 25. April 2024
https://www.kurzfilmtage.de/de/besuch/#c3193
Oberhausen, 17. April 2024
Pressekontakt: Sabine Niewalda, T +49 (0)208 825-3073, niewalda@kurzfilmtage.de