Access Maker für mehr Barrierefreiheit in Kultureinrichtungen
Köln, August 2021. Mit Access Maker begleitet Un-Label drei Theaterhäuser in ihrem Qualifizierungsprozess für mehr Inklusion und Diversität. Das Modellprojekt läuft seit April und ist auf drei Jahre angelegt, Kooperationspartner sind das Comedia Theater Köln, das Schauspielhaus Düsseldorf und das Theater Dortmund. Kulturschaffende mit und ohne Behinderung werden als „Access Maker“ tätig: Gemeinsam mit Mitarbeitenden der Häuser erarbeiten sie praxisbezogene Handlungsempfehlungen und konkrete Konzepte für mehr Inklusion und Barrierefreiheit auf allen Ebenen – programmatisch, personell, in der Öffentlichkeitsarbeit und im Publikum.
Derzeit läuft bei allen drei Kooperationspartnern eine Umfrage – Ziel ist es, den heutigen Stand der Inklusion zu dokumentieren und vor allem, den konkreten Bedarf jedes Hauses zu ermitteln. Beispielsweise wird gefragt, ob die Mitarbeiter:innen sich Fortbildungen zu inklusiven künstlerischen Inszenierungsansätzen, barrierefreier Kulturvermittlung durch taktile Führungen oder eine Einführung in deutsche Gebärdensprache wünschen. Auf dieser Basis entwickelt Un-Label dann jeweils maßgeschneiderte Beratungen und Fortbildungsangebote.
Im Comedia Theater findet am 30. August ein ganztägiger Sensibilisierungs-Workshop für alle Mitarbeiter:innen statt. Die Referentinnen Jana Zöll, Lisette Reuter und Rose Jokic vermitteln Grundlagen rund um das Thema Inklusion. In Kurzvorträgen und Gruppenarbeiten vermitteln sie Begrifflichkeiten, Rechtliches und Anforderungen für den Zugang von Künstler:innen und Zuschauer:innen mit Behinderung, im zweiten Schritt geben sie praxisnahe Empfehlungen, handlungsspezifisch auf die verschiedenen Arbeitsbereiche der Comedia bezogen.
Außerdem steht ein Workshop „Visual Sign“ mit Eyk Kauly auf dem Programm: Am 4. September in Dortmund für Schauspieler:innen des Theater Dortmund und am 5. September in Köln für Interessierte der Comedia Köln und des Schauspiel Düsseldorf. Visual Sign ist abgeleitet von der Kunstform Visual Vernacular, eine physische Ausdrucksweise, die in der Gehörlosen-Community nicht mehr wegzudenken ist: Geschichten werden durch den Einsatz von intensiver Körperbewegung, Gesten und Mimik erzählt, ergänzt durch Elemente der Poesie und Pantomime. Im Vergleich zu Visual Vernacular ist Visual Sign weniger komplex und setzt keine Vorkenntnisse in Gebärdensprache voraus. Die extrem bildhafte Ausdrucksweise ist für Hörende leichter erlernbar und ästhetisch spannend.
Ergänzend zur individuellen Beratung der Kooperationspartner plant Un-Label ab 2022 zusätzliche Angebote für alle Kulturschaffenden mit und ohne Behinderung: mehrere Kreativlabore, ein internationales Symposium im Sommer 2022, Informationsfilme und praktische Handlungsempfehlungen für Kulturbetriebe.
„Wir wollen mit Access Maker zu einer Verstetigung barrierefreier Angebote und zu einer umfassenden, diversitätsorientierten Organisationsentwicklung beitragen, um die Kulturlandschaft strukturell und nachhaltig inklusiv zu verändern“, erklärt Lisette Reuter, künstlerische Leiterin von Un-Label. „Schließlich sind inklusive Zugänge ein Mehrwert für das gesamte Publikum und die gesamte Struktur des Kulturbetriebes.“